E-Orgel in der heutigen Zeit

Alles, was eigentlich garnichts mit Böhm-Orgeln zu tun hat
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w.wagner
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E-Orgel in der heutigen Zeit

Beitrag von w.wagner »

Hallo zusammen,
mich würde mal interessieren wie es bei Euch aussieht ... bei mir ist es so:

Ich spiele seit über 45 Jahren Orgel und würde mal behaupten, dass man sich mein "Geklimper" durchaus anhören kann! In den 80 u. 90. Jahren war das auch der Fall!
Ich spielte auf Hochzeiten, Feiern und sonstigen Events und wenn mal Besuch kam, waren die Leute sehr interessiert und staunten nicht schlecht über den Klang meiner 1030 bzw. späteren Diamant 400, welche mein Wohnzimmer zierte.
Heute ist das anders! Durch Corona geschuldet habe ich mein Hobby, welches jahrelang auf Halde gelegen hat, wieder aufleben lassen und habe meine gute, alte Diamant 400 durch ein kompaktes, zweimanualiges Silverbird ersetzt, bestückt mit Maxima Art und dachte darüber nach mir irgendwann eine Sempra anzuschaffen.

Mittlerweile frag ich mich jedoch ... wofür eigentlich? Meine liebe Frau toleriert zwar mein Hobby, aber sie macht zugegebenermaßen nicht gerade Kniefälle wenn ich mal ohne Kopfhörer spiele. Kommt Besuch, ist es ähnlich!
Gott sei Dank habe ich noch ein zweimanualiges Keybits in meinem Büro, ebenfalls mit Maxima Art ausgestattet, welches ich bei ebay Kleinanzeigen sehr günstig erstanden hatte, auf dem ich mich austoben kann.

Ich habe mittlerweile den Eindruck, dass selbst perfektes Spiel Leute außerhalb der stark dezimierten Orgel- und Keyboardszene kaum mehr interessiert!

Klar ... einige von Euch sagen vielleicht ... egal man macht es ja schließlich für sich!
Das stimmt schon, aber macht es wirklich Sinn für Kopfhörerspiel bzw. Spiel im stillen Kämmerlein so viel Geld zu investieren?

Wie schon erwähnt ... mich würde mal interessieren ob es bei Euch ähnlich läuft und wie Ihr darüber denkt.

Liebe Grüße
Werner 8)
Wer sie kennt, spielt die Böhm! :D

bernieman
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Re: E-Orgel in der heutigen Zeit

Beitrag von bernieman »

Hallo Werner,
@ Klar ... einige von Euch sagen vielleicht ... egal man macht es ja schließlich für sich!
Das stimmt schon, aber macht es wirklich Sinn für Kopfhörerspiel bzw. Spiel im stillen Kämmerlein so viel Geld zu investieren?

Von den Ausgaben abgesehen rein rechnerisch nicht. Für das Ego bzw. die neuere Technologie, dann schon. Und der Musikgeschmack der heutigen Bevölkerung hat sich auch geändert. Aber! Auch wenn meine CT450 mit 4x Amadeus sich zu meiner Sinfonia 500SE in einigen techn. Dingen unterscheidet, würde ich Sie nicht missen wollen, auch wenn Sie älter ist. Die Sinfonia war schon immer ein Traum den ich als nice to have realisieren konnte. Ansonsten wäre es immer noch die CT450

Mfg. Bernd
Zuletzt geändert von bernieman am 30.10.2023, 18:48, insgesamt 1-mal geändert.
Diamant CT 450 mit 3 Amadeus, EDS, Q-namic, 30er VP
Ketron SD 4 mit VSP Maxima.
Yamaha Motif XF7 mit 2 GB Flash Speicher
Sinfonia 500SE 2.0 GST Homeed., mit 3x Amadeus 2 und CM Ausführung, seit Mai´23

frank_m
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Re: E-Orgel in der heutigen Zeit

Beitrag von frank_m »

Hallo,
ich denke schon auch, dass man ein Hobby vor allem für sich selbst betreibt. Es soll Spaß machen, es soll einem was geben, man soll sich dabei wohl fühlen oder zufrieden oder glücklich, je nachdem, was einem wichtig ist. Ich habe auch lange gezögert, bevor ich bereit war, für mein Hobby so viel auszugeben, wie man halt für eine Sinfonia auf den Tisch blättern muss. Dazu kommt noch die ganze Peripherie, die an meiner Orgel hängt (Rechner mit VST-Instrumenten, mit denen ich die Klangpalette erweitere ...).
Natürlich ist es schön, wenn man für sein Hobby auch etwas Anerkennung erfährt oder wenn man merkt, dass andere vestehen und nachvollziehen können, warum man es macht.
Ich habe nur selten Gäste, aber die waren eigentlich immer interessiert, sich meine Sinfonia mal anzuschauen und anzuhören. In aller Regel waren sie dann auch beeindruckt, was man damit anstellen kann und wie gut sich das anhört. Und das, obwohl sich mein Orgelspiel nicht gerade durch Virtuosität auszeichnet. Vielmehr, wie gut und realistisch das alles klingt, was ich so spiele.
Aber man darf auch nicht zu viel Begeisterung von den Nicht-Orgelenthusiasten erwarten. Nach ein paar Stücken sinkt das Interesse. Das ist verständlich. Bei meinem ersten Wohnzimmerkonzert für meine Arbeitsgruppe wurde noch fleißig mit dem Handy gefilmt, bei späteren Konzerten war das alles weit weniger interessant. Ob das etwas mit einer insgesamt veränderten Einstellung zum Musik-Machen in unserer heutigen Zeit zu tun hat, weiß ich nicht.

Also, soll man soviel Geld für sein Hobby ausgeben? Ich denke, wenn man es sich erlauben kann, warum nicht? Ich ärgere mich auf jeden Fall im Nachhinein nicht, dass ich mir mein Hobby auf einem recht hohen Niveau erlaubt habe (ich habe aber auch keine sieben Kinder, die ich stattdessen füttern müsste). Wenn man das Hobby gern betreibt, bringt es einem diese Glücksmomente, die man ab und zu braucht.

In diesem Sinne, zurück an die Orgel!

Gruß, Frank

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Kleinferdinand
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Re: E-Orgel in der heutigen Zeit

Beitrag von Kleinferdinand »

Hallo Zusammen,

möchte hiermit ebenfalls meinen Beitrag hinzufügen und auf einen weiteren Aspekt weiter unten hinweisen.

Als Jugendlicher hat mich durch eine zufällige Berührung mit einem Keyboard die Musik nicht mehr losgelassen. Später kamen die Bausätze von Dr. Böhm in Verbindung einer Elektroniker-Lehre gerade recht und wurden immer mehr zum teilweisen Lebensinhalt. Mein Sparschwein musste daran glauben, als aus der Insolvenzmasse eine MD800 angeboten wurde, bei der ich mich bis zur 280 handwerklich austoben konnte. Neben der Musik stand damals die Technik und die Ausbaumöglichkeiten gleichberechtigt nebeneinander. Ungeplant kam dann die Sinfonia ins Haus, bis heute uptodatet ein Traum für jeden Orgelspieler, selbst für einen Hobbymusiker. Einzutauchen in die Klangwelten, Experimentieren der Möglichkeiten und immer neue Innovationen und Erweiterungen ausprobieren, dafür lohnt meiner Meinung nach jede Investition, nach Möglichkeit.

Und mit den heutigen technischen Errungenschaften muss es ja nicht auf die eigene Zuhörerschaft begrenzt bleiben: Angefangen mit der simplen Gesamtaufnahme mit einem MP3-Player, als Beitrag zum Böhm Jubiläum 2006 auf einer Foren-CD, danach Veröffentlichungen auf Soundcloud. Logische Weiterentwicklung mit einem Homestudio zur Spur- Aufnahme bis hin zur eigenen Musik-CD. Und heute bietet selbst ein Smartphone ungeahnte Aufnahmetechnik zur Bearbeitung und globale Verbreitung z.B. auf Youtube (Sempra Bernd Kleinferdinand). Eine absolut aufregende und spannende Angelegenheit, vom Arrangieren eines Musikstückes bis zum Fertigstellen einer Aufnahme können Tage bis Wochen vergehen, die anschließende, tlw. weltweite Resonanz im Netz ist gleichermaßen interessant bis lehrreich. Hierbei sollen nicht die (eventuell vorhandenen) eigenen Spielkünste im Vordergrund stehen, sondern die Darstellung der klanglichen und spieltechnischen Möglichkeiten einer Böhm-Orgel.

Also ich finde, jedes Musikinstrument hat seine Berechtigung, die Orgel in Form einer SEMPRA als „Gesamtkunstwerk“ in besonderem Maße, und ist eine echte Bereicherung in allen Lebensbereichen und –Lagen. Egal ob im stillen Kämmerlein mit Kopfhörer oder auf großer Bühne, gerade in der heutigen Zeit als besondere Bedeutung!

Gruß

Bernd

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w.wagner
Beiträge: 96
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Re: E-Orgel in der heutigen Zeit

Beitrag von w.wagner »

Guten Morgen,
ich bin zwar ebenfalls gelernter Techniker aber in Sachen Musik bin ich eher altmodisch!
Sicher ... soziale Medien bzw. YouTube u. TickTock bieten eine ideale Plattform um sein Hobby zu teilen.
Ich habe mir auch schon etliche dieser Videos angesehen. Wenn ich selbst sowas machen würde, wäre ich wahrscheinlich übertrieben pingelig!
Da das quasi die ganze Welt sehen kann, würde ich erst eine Aufnahme hochladen, wenn alles absolut perfekt ist, also nie! :)
Dazu kommt das ganze nötige Equipment um perfekte Aufnahmen zu realisieren, dabei meine ich nicht etwa ein Smartphone. Z.B. müsste der Ton separat aufgenommen und beim Schneiden hinzugefgt werden uvm.
Um es abzukürzen ... das ist alles nicht meins. Ich spiele lieber einfach drauflos.

Um nochmal mein Ursprungsthema aufzugreifen ... ich kenne viele Musiker die akustische Instrumente spielen: Klavier Gitarre, Saxofon, Geige u.a.
und habe den Eindruck, dass diese Kollegen eher Zuhörer finden wenn sie ihr Instrument beherrschen.
Ich vermute mal bei Keyboards und Orgeln denken viele es geht nicht mit rechten Dingen zu.
Da es viele Kollegen gibt, die hauptsächlich Midifiles laufen lassen oder 80% ihres Beitrags aus einem Wavefile besteht, kann man das auch keinem verübeln.
Ich denke, das ist einer der Hauptgründe warum Orgeln und Keyboards nicht mehr so angesagt sind wie früher. Sie werden nicht als echtes Instrument angesehen, sondern als ein Fileplayer mit Tasten.

Was meint ihr?

Liebe Grüße
Werner
Wer sie kennt, spielt die Böhm! :D

frank_m
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Registriert: 18.03.2012, 12:54

Re: E-Orgel in der heutigen Zeit

Beitrag von frank_m »

Hallo,
also, ich bin kein Techniker. (Ich habe aber vor ca. 35 Jahren einen Bausatz zusammengelötet, den Böhm damals vertrieben hat, und zwar für eine Midi-Merge-Box. Damit kann man also verschiedene Midi-Quellen auf unterschiedliche Ausgänge routen. Das Ding ist immer noch in Betrieb.)

Ich interessiere mich aber sehr für die moderne Technik in der elektronischen/digitalen Klangerzeugung. Deshalb habe ich meine Sinfonia über Midi-Kabel (und u.a. der oben genannten Merge-Box) mit Rechnern verbunden, die VST-Instrumente beherbergen. Die kann ich - wie die orgeleigenen Klänge - von der Orgel aus spielen. Das Ganze läuft über eine Digitale-Audio-Workstation (DAW, in meinem Falle ist das Aufnahmeprogramm Reaper, andere kennen vielleicht Cubase), über einen Verstärker an meine 5.1 Anlage (allerdings derzeit noch in Stereo). In der DAW kann ich die Stücke natürlich aufnehmen und auch nachbearbeiten. Diese Möglichkeiten sind für mich schon wichtig. Bernd scheint es ähnlich zu sehen.

Was das "veröffentlichen" angeht, bin ich aber auch sehr vorsichtig, aus ähnlichen Gründen wie Werner. Ich weiß, dass es viele gibt, die viel besser spielen können als ich, da will man sich nicht unbedingt "blamieren". Ich habe bisher lediglich vor Mitgliedern meiner Arbeitsgruppe gespielt, aber von denen können die meisten eh nicht selbst spielen und sind dann schwer beeindruckt, vor allem aber wegen der Klangqualität, weniger wegen meiner Spielkünste.

Interessant ist ein weiteres Erlebnis mit einer Doktorandin in meiner Gruppe. Sie hatte früher mal Klavier gespielt. Bei meinem "Wohnzimmerkonzert" war sie ganz verwirrt, als ich bei einem Stück schnelle Registrierungswechsel hatte. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie man an der Orgel ein Stück mit ganz unterschiedlichen Klängen registriert und dann zu jedem Zeitpunkt weiß, auf welchem Manual man gerade spielen muss, um einen bestimmten Klang zu erzeugen. Sie fand es schwierig, aus den Noten eine Registrierung zu entwickeln und die verschiedenen Stimmen wie z.B. Chöre, Streicher, Soloinstrumente etc. so mischen, dass sie gut zusammenklingen. Sie fragte mich, woher ich wüsste, wann ich Streicher zu spielen hätte und wann die Trompete. Ich habe ihr erzählt, dass dieses Arrangieren/Orchestrieren eben ein Teil der Kunst ist und für mich die Entwicklung einer guten Registrierung genauso wichtig ist, wie das Spielen selbst. (Deshalb spiele ich eigentlich nie mit fertigen Registrierungen, wie man sie in der Orgel findet.) Diese Aspekte sind eben Musikern, die "nur" Klavier spielen, fremd. Damit das nicht falsch verstanden wird: natürlich kann man beim Klavierspielen unterschiedliche Techniken anwenden - und ich habe hohe Wertschätzung für jemanden, der gut Klavier spielt- aber letzten Endes klingt es immer wie ein Klavier, während wir alle Klänge verwenden können, die das Instrument hergibt. (Es sei denn, man besteht darauf, dass eine Orgel nur nach Sinus klingen darf, aber das ist ein Fass, das ich lieber nicht aufmache ...)

Ich habe bei meinen "Konzerten" immer eine positive Reaktion erhalten und wurde öfters nach der Technik gefragt. Insofern bin ich mit meiner "Wirkung" auf Andere ganz zufrieden.

Gruß, Frank

Hubertus
Beiträge: 40
Registriert: 02.11.2021, 12:37

Re: E-Orgel in der heutigen Zeit

Beitrag von Hubertus »

Da möchte ich auch meinen Beitrag loswerden:
wenn ich zurückdenke an vor gut 50 Jahren, wenn meine Eltern Besuch bekamen, wurde mir regelmäßig aufgetragen: spiel doch mal was!!
Das ist heute irgendwie vorbei. Von unseren Freunden und Verwandten sagen das eigentlich nur noch 2, die selber ein Instrument spielen.

Gleich als die Sideline rauskam habe ich zugeschlangen und über den letzten Winter rund 120 Songs eingespielt.
Habe mir einen Roland R-07 gekauft, der hängt am Ausgang dran und nimmt (u.a.) gleich in MP3 auf. Tolle, einfache Sache.
Die werden dann am PC noch mit Tags versehen und in der Lautstärke normiert und dann kommen die Stücke auf die LanPlatte.

Nun habe ich inzwischen die "Scheibe" schon etliche Male im Hintergrund laufen lassen, wenn wir Besuch hatten.
Und tatsächlich sagten einige: was hast du da für schöne Musik?
Wenn ich dann sagte, das ich das gespielt habe, waren die meißten verblüft, und ich musste mich an die Orgel setzten um es "zu beweisen".
Die Leute erstaunen regelrecht, weil sie sich das nicht vorstellen können/konnten was da heute aus so einem Instrument herauskommt.
Viele haben, wenn sie Orgel hören, Hammond Sound im Kopf, und vieleicht noch die Anfänge von "Herbert". Das klingt ja heute völlig anders und wo haben die "Unwissenden" schon mal die Gelegenheit so ein elektronisches Wunderwerk zu hören.
Und einige von denen fragten dann sogar, ob sie eine Copy haben können. Klar natürlich, da steigt das Selbstbewußtsein.....

Um die eingangs gestellte Frage nach der Sinnhaftigkeit so viel Geld auszugeben aus meiner Sicht zu beantworten: GANZ KLAR JA!!
Seit ich diese Orgel vor 2 Jahren gekauft habe, sitzte ich regelmäßig dran, na im Sommer etwas weniger.... und es macht mir ein heiden Spass.
Hätte auch nicht gedacht nach vielen Jahren der Abstinenz das Spielen wieder ein Stück weit drauf zu kriegen, nicht mehr so wie früher, aber ich arbeite daran, jeden Tag...im Winter..
MfG Hubertus.

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Vodjara
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Re: E-Orgel in der heutigen Zeit

Beitrag von Vodjara »

Guten Tag zusammen !

Just my 2 cent:

Mit den inzwischen nahezu unendlichen Spielhilfen, den austauschbaren (oft veralteten) Sounds, dem sinkenden musikalischen Anspruch den überteuerten Instrumenten und fehlendem (bzw. keinem) Marketing hat sich die E-Orgel in den letzten Jahr-(zehnten) weitestgehend abgeschafft. Zumindest im "Mainstream". Dies wird jeder zugeben müssen, der sich (wie Robert Habeck letzt bei "Anne Will" anmerkte) von Realität umzingelt sieht :wink:

Dies muss einen jedoch nicht beunruhigen !
E-Orgel spielen trainiert die Gehirnzellen, sorgt für eine gewisse Befriedigung, stärkt das Ego und kurbelt im weiteren Sinne die Wirtschaft an. :wink:
Ich erwische mich immer wieder dabei, bei einem YouTuber hängen zu bleiben, weil mich wieder eine neue Interpretation eines Musikstücks überrascht hat und inspiriert.

Deshalb bleibt auch meine E-Orgel im Musikzimmer stehen und wird ab und an mal misikalisch "entstaubt".
Mit der aktuellen Technik ist es ja auch ohne große Mühe möglich die eigenen Musikalischen Künste mit ordentlicher Qualität zu verewigen und bei Bedarf einer nicht kleinen Öffentlichkeit (Youtube, Facebook etc.) teilhaben zu lassen.

Einen neuen Hype werde wir mit unseren Holzkommoden ganz sicher nicht mehr erleben, aber der ein- oder anderen "OHA..."-Moment ist gar nicht mal so unwahrscheinlich.

In diesem Sinne schon einmal eine besinnliche Vorweihnachtszeit !! :D
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Oldiebist
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Re: E-Orgel in der heutigen Zeit

Beitrag von Oldiebist »

Hallo,
Ein Gedanke noch zu den aus mancher Sicht zu hohen Kosten , wie sieht es denn bei den echten Kirchenorgeln aus ? Dort werden zwar nicht jedes Jahr die Register und Pfeiffen durch neue ersetzt , wieso auch ... die Materialien sind seit nahezu Jahrhunderten gleich . Klar , auch dort hält die Elektronik Einzug um vor allen die anfällige aufwändige Mechanik durch schlichte Magnetventile zu ersetzen .... meist kommt dann gleichzeitig noch MIDI und Hauptwerk mit dabei und eine Verstärkung für den gesamten Raum . Angesichts der klammen Gemeindekassen werden die Räume nicht mehr konstant beheizt und an der Wartung gespart , weil ein rein naturaler Orgelbauer auch ins Geld geht .

Klar, eine rein elektronische Orgel wäre für Kirchen wahrscheinlich eine einmalige Anschaffung und die verträgt auch mal 5 oder 35 Grad ohne gleich schräg zu klingen .... tja und hier hinkt der Vergleich zum heimischen Wohnzimmer etwa wieder ?? Ich denke nicht.... wir haben in der Familie (Tochter) inzwischen ein Bestattungsinstitut mit eigener Trauerhalle und darin eine recht anspruchsvolle echte Orgel , ich weiß was der Unterhalt fürs Instrument kostet und sehe darum auch kein Problem darin , wenn wir fürs Hobby hier regelmäßig 4stellige Summen für Upgrades in unsere E-Orgeln stecken .
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Vodjara
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Re: E-Orgel in der heutigen Zeit

Beitrag von Vodjara »

Eine E-Orgel ist kein "echtes" Instrument, sondern eine musikalische "Kopiermaschine".
Den Beweis dafür liefert die Tatsache, dass 95% der Sounds Kopien anderer (echter) Instrumente darstellen. Als solches wird die E-Orgel auch zu 95% verwendet. Im weiteren Sinn ist eine E-Orgel ein Musikstudio.

Seiner Daseinsberechtigung Vorschub leisten könnte man, indem musikalisches Material auf die E-Orgel zugeschnittem- und vorgetragen wird. Die Japaner bekommen das erfolgreich hin. In Deutschland (Europa) - wo die E-Orgel größtenteils als Keyboard mit Basspedal gespielt wird- sehe ich diesen Trend nicht !
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frank_m
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Re: E-Orgel in der heutigen Zeit

Beitrag von frank_m »

" ... dass 95% der Sounds Kopien anderer (echter) Instrumente darstellen ..."

Hallo, ich nehme an, mit den anderen 5% meinst du die Orgelfußlagen (Sinus)? Wobei man sagen muss, dass auch das Kopien sind (bzw. damals waren, als die Hammondorgeln entstanden). Deshalb sind sie nach der Länge der Kirchenorgelpfeifen benannt (16 Fuß etc.), die sie kopieren sollten. Hammond führte damals einen Gerichtsprozess, um das Recht zu erstreiten, seine Geräte Orgel nennen zu dürfen. Erst nachdem bei einem Hörvergleich in einer Kirche festgestellt wurde, dass die Hammondorgel vergleichbar zu einer Kirchenorgel klang, durfte er das tun.
Man muss aber fairerweise sagen, dass nach Einführung des Leslies (den Hammond angeblich gar nicht schätzte) und den Klangmodulatoren anderer Hersteller, der Sinusklang einen eigenständigen Charakter entwickelt hat, wie er heute ja meist auch eingesetzt wird. Insofern ist es keine reine Kopie mehr. Und die Experten schwören auf den Klang IHRES Herstellers.
Ich auf jeden Fall spiele gerade wegen der vielfältigen Möglichkeiten, die die Erzeugung von Nicht-Orgelklängen eröffnet, eine E-Orgel. Den Sinusklang setze ich zwar ab und zu ein, aber ehrlich gesagt nur selten (ja, ja, Asche auf mein Haupt ....). :D
Wie ich an anderer Stelle im Forum beschrieben habe, setze ich auch auf die Verwendung externer Klangerzeuger (VST-Instrumente).
So hat halt jeder seine Vorlieben und seine eigenen Vorstellungen.
Gruß, Frank

bernieman
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Re: E-Orgel in der heutigen Zeit

Beitrag von bernieman »

Hallo Zusammen,
ich bin in vielen Dingen mit Euch einig. Aber, wer sich heute eine moderne Orgel / Keyboard kaufen will und gleich beim Besichtigen des Instrumentes fragt, wie klingt der Sinus, der sollte in meinen Augen die Finger von dem Instrument lassen. Denn moderne Orgeln können mehr als nur Sinus Sound. Und dies sollte man nutzen.
Warum wurde denn z.B. ein Mark Whale (Gott hab Ihn seelig) bewundert? Weil er alles im Sinus spielte? Nein, weil er es Verstand die Orgel passend zum Stück zu registrieren und es zu seinem zu machen.
Wer das nicht kann weil er beim Sinus hängen geblieben ist, sollte sich ne Hammond oder einen guten Clone zulegen. Aber, das ist meine private Meinung.

Mfg. Bernd

P.S. Ihr könnt jetzt mit dem Shitstorm loslegen wenn Ihr wollt. :D :D :D :D
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flordieter
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Re: E-Orgel in der heutigen Zeit

Beitrag von flordieter »

Hallo Bernd,

warum erwartest Du denn einen Shitstorm? Es ist doch nicht falsch was Du schreibst. Aber trotzdem, der Sinus gehört halt nun auch mal zur E-Orgel. Und Klaus Wunderlich hat das ja perfekt vorgemacht.
Also genießen wir unser Instrument, spielen Il Silenzio nicht mit Gitarren sondern mit Trompete und wer ein Lied mit Sinus spielen will soll das ruhig tun. Die Wahlfreiheit und Vielfalt ist ja der Vorteil unserer Orgel. Und wenn meine Enkel lieber Klavier lernen (leider) dann kann und muss ich das auch akzeptieren (auch wenn meine Orgel 25 Klaviere und Flügel eingebaut hat)

Gruß Rolf
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Vodjara
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Re: E-Orgel in der heutigen Zeit

Beitrag von Vodjara »

bernieman hat geschrieben:
18.02.2024, 13:33
Hallo Zusammen,
......

P.S. Ihr könnt jetzt mit dem Shitstorm loslegen wenn Ihr wollt. :D :D :D :D
Wieso denn das ?? Ganz im Gegenteil ich stimme dir sogar zu ! :)
Ich hoffe auch, dass niemand meinen Post so verstanden hat, als wolle ich die E-Orgel als solches abwerten !
Ich sehe das Thema einfach realistisch. Ich schätze es auch sehr, wenn man sachlich Argumente austauscht und auch mal den ein- oder anderen Punkt kritisiert und auch positiv herausstellt

Bei mir steht ja auch eine E-Orgel zu Hause, die zwar zu selten- aber hin und wieder mal von mir rangenommen wird. Und wie es aussieht werde ich mich wohl nie wirklich von ihr trennen ! Vielleicht liegt es auch daran, dass ich als Kind/Jugendlicher der Einzige war mit einem derart ungewöhnlichen Hobby...und bis heute mehr oder weniger diesem Hobby treu geblieben bin.

Ich würde es nur manchmal begrüßen, wenn sich nicht nur unsere Instrumente weiter entwickeln würden, sondern auch unsere musikalischen Fähigkeiten und damit auch der musikalische Anspruch. Allerdings beobachte ich eher Gegenteiliges; je mehr Features eine E-Orgel mitbringt und je mehr sich der Sound dem "Original" annähert umso weniger ist der Spieler davor kreativ und lässt stattdessen lieber die Maschine vor sich "arbeiten" :wink:
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Re: E-Orgel in der heutigen Zeit

Beitrag von bernieman »

Hallo Vodjara,
der P.S war ja auch erstens ironisch gemeint und zum zweiten an die gerichtet, die was los treten wollten.
Für mich persönlich gehört der Sinus in heutiger Zeit zwar dazu, aber nicht wie in den 70 als Haupt Register wenn man moderne Musik interpretieren möchte.
Ein guter Organist kann Registrieren und das/die Musikstück/Orgel zu seinem machen.

Mfg Bernd
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