VST Instrumente an der Böhm
Verfasst: 12.04.2016, 17:57
Hallo,
aufgrund meiner Beiträge in einem anderen Teil des Forums, haben mich einige per PN angeschrieben und nach VSTs gefragt. Ich dachte mir, da ein gewisses Interesse zu bestehen scheint, könnten wir vielleicht auch einen eigenen „Faden“ aufmachen, bevor ich alles fünf Mal privat beantworte (ich stehe aber natürlich auch gern für private Nachrichten zur Verfügung). Ich möchte betonen, dass ich kein Experte zum Thema VSTs bin, aber, da ich mich bisher als einziger „geoutet“ habe, fange ich mal an. Vielleicht will sich ja anschließend noch jemand mit etwas VST Erfahrung zu dem Thema äußern. Vielleicht kann auch Claus noch etwas mehr zum Thema Sound Cloud sagen. Vielleicht stirbt dieser Faden auch an mangelndem Interesse, wer weiß?
Ich selbst verwende als Rechner einen Alienware Laptop mit 32 GB RAM, Windows 7 Ultimate. Als Interface nutze ich eine externe Soundkarte, die „Komplete Audio 6“ von Native Instruments. Sie dient als Midi- und als Audio-Interface. Den Ausgang des Interfaces kann man in die Eingänge der Orgel einstöpseln oder via Mischpult mit dem Ausgang der Orgel mischen.
Die meisten VSTs, die ich verwende, sind im Kontaktformat. Kontakt ist ein Sampleplayer der Firma Native Instruments und viele Fremdfirmen bieten ihre VST-Instrumente in diesem Format an. Man kann sie alle in Kontakt öffnen, egal von welcher Firma sie stammen. Ich kann so VSTs verschiedenster Anbieter allesamt aus einem Programm heraus, nämlich Kontakt, verwenden.
Sounds aus Expandern (vor allen Dingen Roland, z.B. Integra 7) in die Böhm Orgel einzubinden, ist im Prinzip nicht so schwer (ich weiß das nur für die aktuelle Orgelgeneration wie Overture oder Sinfonia; bei älteren Modellen könnte das anders sein). Roland liefert z.B. bei seinen Expandern Listen mit, in denen für jeden Sound eine MSB und LSB Nummer, sowie eine Soundnummer angegeben ist. Man legt in der Orgel eine Soundpresetliste an, in die man für jeden Sound diese Zahlen eintippt. Damit kann man dann den Sound einfach anwählen und ihn auf jeden Part der Orgel legen (z.B. OM 1, UM3, Pedal 2 oder wie auch immer). Die Orgel betrachtet die externen Sounds wie eigene Sounds. Sehr einfach und komfortabel.
Bei Kontakt geht es scheinbar nicht so einfach. In Kontakt gibt es die Möglichkeit, eine "Instrumentenbank" anzulegen. Das ist auch eine Soundliste mit bis zu 128 Sounds, die man aus all seinen Kontakt-VST-Sounds auswählen kann. Diese Instrumentenbank wird einem Midikanal, z.B. 1, zugeordnet. In der Orgel entspricht dieser Kanal z.B. OM Part 1. In der Orgel lege ich wieder eine Soundpresetliste an, in die ich die Namen dieser 128 Sounds eintippe. Bei MSB und der Soundnummer gebe ich 129 ein, bei LSB 1. Auf Seite 3 der Soundpresetliste gebe ich ein, dass die gespielten Noten nach außen (über den Midiausgang) geschickt werden sollen. So kommt das Midisignal in den Rechner und damit in Kontakt.
Wenn ich jetzt in der Orgel in OM Part 1 (= Midikanal 1) z.B. Sound 25 aus dieser Soundpresetliste wähle, sendet die Orgel den Befehl an Kontakt, den 25. Sound in der Instrumentenbank, die für Midikanal 1 zuständig ist, anzuwählen. Dieser Sound wird dann per Midi gespielt. Ich kann diesen Sound aber nur auf OM Part 1 spielen, weil in unserem Beispiel nur dieser Part in der Orgel Midikanal 1 verwendet und weil die Instrumentenbank nur für Midikanal 1 gilt. Für die anderen Parts der Orgel, die ja auf anderen Midikanälen senden, muss ich jeweils eine eigene Instrumentenbank in Kontakt anlegen. Das wäre nicht das Problem, man könnte die Bank beliebig oft öffnen und jedes Mal einfach einen neuen Midikanal eintragen. Das Problem ist, dass Kontakt für diese Arbeit nicht optimal ausgelegt zu sein scheint. Kontakt scheint eine sehr aufwändige und komplizierte Verknüpfung der Instrumentenbank mit den entsprechenden Sounds, die eingetragen sind, zu erstellen. Deshalb dauert es Ewigkeiten, bis Kontakt mehrere dieser Instrumentenbanken geladen hat und es nimmt scheinbar unglaublich viel RAM in Anspruch. Kurz, wenn man z.B. 16 dieser Instrumentenbanken laden will, um 16 Midikanäle der Orgel zu versorgen, dauert es ewig oder der Rechner hängt sich auf. Mit dieser Methode verwende ich VSTs deshalb nur auf wenigen Parts der Orgel. Auf den anderen Parts spiele ich die orgeleigenen Sounds oder Sounds aus dem Integra. Vorteil der Methode mit Instrumentenbank: die 128 VST-Instrumente, die in der Instrumentenbank sind, werden alle ins RAM geladen und stehen danach alle zur Verfügung. Da viele VSTs viel RAM beanspruchen, sollte man einen Rechner mit entsprechend viel RAM benutzen.
Die Alternative besteht darin, auf diese Instrumentenbänke zu verzichten und für jedes Preset in der Orgel ein passendes Preset in Kontakt zu erstellen. Beispiel: ich mache ein Orgelpreset, in dem ich für OM1 und UM1 jeweils ein VST-Instrument verwenden will, die restlichen Sounds stammen alle aus der Orgel. Ich wähle eine Trompete für OM1 und Streicher für UM1. In der Orgel habe ich eine ähnliche Soundpresetliste wie oben angegeben, in der als Soundname jeweils nur "1", "2" usw. bis 128 steht (oder im Zweifelsfall gar nichts, da die Soundnummer eh nur als Platzhalter dient). Aus dieser Liste wähle ich einen Platzhalter für OM1 und einen Platzhalter für UM1. Dann mache ich auch in Kontakt ein Preset, z.B. mit dem gleichen Namen, in dem ich die zwei gewünschten Sounds wähle – also Trompete und Streicher - und den entsprechenden Midikanälen für OM1 und Um1 zuordne. Man lädt das Preset in der Orgel und parallel das dazugehörige Preset in Kontakt.
Der Vorteil: man muss sich um die ganzen Soundlisten keinen Kopf machen. Wenn man will, kann man sogar im Kontaktpreset für den einen Sound auf OM1 zehn Instrumente laden, die man dem gleichen Midikanal zuordnet und die dann allesamt als Layer gespielt werden können (soweit das Sinn ergibt und keinen Klangmatsch, es sollte ja nur ein Beispiel sein). Man „verbraucht“ dazu aber nur einen Part der Orgel!
Nachteil: man muss immer parallel in der Orgel und in Kontakt laden. Das Laden in Kontakt kann dauern, wenn das VST-Instrument z.B. viel RAM braucht. Dann gehen schon mal ein paar Sekunden ins Land, bis alles geladen ist, also ein schneller Wechsel innerhalb eines Musikstücks geht so nicht.
Man kann sein Preset in Kontakt aber so anlegen, dass es für mehrere Orgelpresets „ausreicht“. Beispiel: im Orgelpreset 1 verwende ich wie oben beschrieben je ein VST-Instrument auf OM1 (Trompete) und UM1 (Streicher), auf den anderen Parts nur orgeleigene Sounds. In Orgelpreset 2 verwende ich VST-Instrumente auf OM2 (Flöte) und UM2 (Chor), nicht aber auf OM1 und UM1. Diese vier Sounds (Trompete bis Chor) kann ich alle in EIN Kontaktpreset laden und den entsprechenden Midikanälen zuordnen. Wenn ich Orgelpreset 1 lade, sendet die Orgel ja nur auf den Midikanälen, die OM1 und UM2 entsprechen, wenn Orgelpreset 2 geladen ist, nur auf den Midikanälen, die OM2 und UM2 Parts entsprechen. Durch geschickte Anordnung von Orgelsounds und VST-Sounds kann ich so mit einem Preset in Kontakt mehrere Presets in der Orgel bedienen. Ist das klar geworden? Ist etwas schwierig zu erklären, wenn man nicht ewig lang schreiben will. Da eine Böhmorgel auf jedem Manual viele Parts haben kann (auch mehr als die ursprünglich vom Werk eingestellten Parts), kann man sich z.B. ein System überlegen, wonach die VST-Violinen immer auf OM1 gespielt werden, der Chor immer auf OM2, die Bläser immer auf OM3 usw. So kann ein gut geplantes Kontaktpreset für viele Orgelpresets verwendet werden.
Andere VST-Hersteller haben z.T. andere Formate (z.B. nutzt East-West die „Play-Engine“, Best Service teilweise die „Engine 2“ usw.). Es gibt auch sogenannte VST-Hosts, die VST-Instrumente verschiedener Hersteller laden können, unabhängig von ihrem Format. Ob sich diese VST-Hosts besser eignen als Kontakt, weiß ich nicht. Ich bin noch nicht dazu gekommen, sie auszuprobieren, das steht noch auf meiner Liste. Beim Halion 5, den Böhm in der Sound Cloud verwendet, geht es, wenn ich richtig verstanden habe, wohl komfortabel wie bei einem Roland Expander. Aber sicher nur mit den Halion 5-eigenen Sounds. Ich vermute mal, dass er Sounds im Kontaktformat oder anderen Formaten nicht lädt. Claus meinte, es sei auch ein anderer Host enthalten, aber wie komfortabel der ist, und welche Soundformate der laden kann, weiß ich nicht. Vielleicht kann Claus dazu was sagen, auch gern erst nach dem Frühlingsfest. Vielleicht hat Böhm ja einen Weg gefunden, die etwas umständliche Prozedur, die ich oben beschrieben habe, ganz zu umgehen.
Ich benutze derzeit viele VST-Instrumente, vor allem für Orchesterstimmen und Chorstimmen. Um einige Firmen zu nennen: Spitfire Audio ist eine Firma mit tollen VSTs – aber leider nicht ganz billig. Für den Orgelspieler am ehesten interessant ist ihre Albionreihe, in der es jeweils Streicher, Blechbläser, Holzbläser sowie Rhythmusloops und Synthiklänge gibt. Albion One z.B. für epische Stücke, Albion 2 = Loegria für eher kammermusikalische Besetzung mit wunderbar sanften Streichern. Die kann man ganz gut live spielen. Anhören kann man sich das alles bei youtube oder auf der Homepage der Firma. 8dio hat eine ganz gute Reihe von VSTs herausgebracht, darunter auch viele Vocalbibliotheken. Viele VST-Bibliotheken sind instrumentenspezifisch aufgenommen: man findet z.B. die Violinen, als Legato, Spiccato, Staccato, Marcato, Pizzikato usw. aufgenommen. Das gleiche dann für Violen, Celli usw. Project Sam hat mit der Symphobiareihe Neuland betreten. Hier wurden die Orchesterinstrumente nicht strikt getrennt aufgenommen, sondern als fertige Kombinationen, wie sie typischerweise in Filmmusik eingesetzt werden. Beispiel: tiefe Streicher und Blechbläser zusammen für epische Klänge a la Hans Zimmer, oder Klarinette als Staccato mit Klavier und Pizzikatostreichern für Tom&Jerry Cartoons. Orchestral Tools (aus Berlin, „Berlin Strings“, „Metropolis Ark“) oder Chris Hein (aus Köln, Chris Hein Brass, Woodwinds usw.), Best Service sind deutsche Top-Produzenten von VST-Instrumenten. Es gibt aber so viele Hersteller, dass ich sie hier nicht alle nennen kann, auch sehr viele kleine Unternehmen. Einige scheinen es sogar als Nebenbeschäftigung zu machen. Die Preise liegen zwischen 100 und ein paar tausend Euro für eine Bibliothek, je nach Hersteller, Umfang und Qualität. Aber Vorsicht: nicht jede VST-Bibliothek ist live gut spielbar. Wer sich einen Überblick verschaffen will, sollte nach den oben genannten Bibliotheken „googeln“ und sich Demos auf Youtube anhören. Vielleicht mache ich auch mal ein paar Demos wie ich das einsetze, ich habe aber im Moment leider wenig Zeit.
So, das soll es fürs erste Mal sein. Mehr vielleicht in Kürze. Stellt Eure Fragen einfach ein, was ich kann, werde ich beantworten. Oder auch andere, die vielleicht mehr wissen als ich.
Und immer fleißig Musik machen, egal, ob mit VSTs oder nicht!
Gruß, Frank.
aufgrund meiner Beiträge in einem anderen Teil des Forums, haben mich einige per PN angeschrieben und nach VSTs gefragt. Ich dachte mir, da ein gewisses Interesse zu bestehen scheint, könnten wir vielleicht auch einen eigenen „Faden“ aufmachen, bevor ich alles fünf Mal privat beantworte (ich stehe aber natürlich auch gern für private Nachrichten zur Verfügung). Ich möchte betonen, dass ich kein Experte zum Thema VSTs bin, aber, da ich mich bisher als einziger „geoutet“ habe, fange ich mal an. Vielleicht will sich ja anschließend noch jemand mit etwas VST Erfahrung zu dem Thema äußern. Vielleicht kann auch Claus noch etwas mehr zum Thema Sound Cloud sagen. Vielleicht stirbt dieser Faden auch an mangelndem Interesse, wer weiß?
Ich selbst verwende als Rechner einen Alienware Laptop mit 32 GB RAM, Windows 7 Ultimate. Als Interface nutze ich eine externe Soundkarte, die „Komplete Audio 6“ von Native Instruments. Sie dient als Midi- und als Audio-Interface. Den Ausgang des Interfaces kann man in die Eingänge der Orgel einstöpseln oder via Mischpult mit dem Ausgang der Orgel mischen.
Die meisten VSTs, die ich verwende, sind im Kontaktformat. Kontakt ist ein Sampleplayer der Firma Native Instruments und viele Fremdfirmen bieten ihre VST-Instrumente in diesem Format an. Man kann sie alle in Kontakt öffnen, egal von welcher Firma sie stammen. Ich kann so VSTs verschiedenster Anbieter allesamt aus einem Programm heraus, nämlich Kontakt, verwenden.
Sounds aus Expandern (vor allen Dingen Roland, z.B. Integra 7) in die Böhm Orgel einzubinden, ist im Prinzip nicht so schwer (ich weiß das nur für die aktuelle Orgelgeneration wie Overture oder Sinfonia; bei älteren Modellen könnte das anders sein). Roland liefert z.B. bei seinen Expandern Listen mit, in denen für jeden Sound eine MSB und LSB Nummer, sowie eine Soundnummer angegeben ist. Man legt in der Orgel eine Soundpresetliste an, in die man für jeden Sound diese Zahlen eintippt. Damit kann man dann den Sound einfach anwählen und ihn auf jeden Part der Orgel legen (z.B. OM 1, UM3, Pedal 2 oder wie auch immer). Die Orgel betrachtet die externen Sounds wie eigene Sounds. Sehr einfach und komfortabel.
Bei Kontakt geht es scheinbar nicht so einfach. In Kontakt gibt es die Möglichkeit, eine "Instrumentenbank" anzulegen. Das ist auch eine Soundliste mit bis zu 128 Sounds, die man aus all seinen Kontakt-VST-Sounds auswählen kann. Diese Instrumentenbank wird einem Midikanal, z.B. 1, zugeordnet. In der Orgel entspricht dieser Kanal z.B. OM Part 1. In der Orgel lege ich wieder eine Soundpresetliste an, in die ich die Namen dieser 128 Sounds eintippe. Bei MSB und der Soundnummer gebe ich 129 ein, bei LSB 1. Auf Seite 3 der Soundpresetliste gebe ich ein, dass die gespielten Noten nach außen (über den Midiausgang) geschickt werden sollen. So kommt das Midisignal in den Rechner und damit in Kontakt.
Wenn ich jetzt in der Orgel in OM Part 1 (= Midikanal 1) z.B. Sound 25 aus dieser Soundpresetliste wähle, sendet die Orgel den Befehl an Kontakt, den 25. Sound in der Instrumentenbank, die für Midikanal 1 zuständig ist, anzuwählen. Dieser Sound wird dann per Midi gespielt. Ich kann diesen Sound aber nur auf OM Part 1 spielen, weil in unserem Beispiel nur dieser Part in der Orgel Midikanal 1 verwendet und weil die Instrumentenbank nur für Midikanal 1 gilt. Für die anderen Parts der Orgel, die ja auf anderen Midikanälen senden, muss ich jeweils eine eigene Instrumentenbank in Kontakt anlegen. Das wäre nicht das Problem, man könnte die Bank beliebig oft öffnen und jedes Mal einfach einen neuen Midikanal eintragen. Das Problem ist, dass Kontakt für diese Arbeit nicht optimal ausgelegt zu sein scheint. Kontakt scheint eine sehr aufwändige und komplizierte Verknüpfung der Instrumentenbank mit den entsprechenden Sounds, die eingetragen sind, zu erstellen. Deshalb dauert es Ewigkeiten, bis Kontakt mehrere dieser Instrumentenbanken geladen hat und es nimmt scheinbar unglaublich viel RAM in Anspruch. Kurz, wenn man z.B. 16 dieser Instrumentenbanken laden will, um 16 Midikanäle der Orgel zu versorgen, dauert es ewig oder der Rechner hängt sich auf. Mit dieser Methode verwende ich VSTs deshalb nur auf wenigen Parts der Orgel. Auf den anderen Parts spiele ich die orgeleigenen Sounds oder Sounds aus dem Integra. Vorteil der Methode mit Instrumentenbank: die 128 VST-Instrumente, die in der Instrumentenbank sind, werden alle ins RAM geladen und stehen danach alle zur Verfügung. Da viele VSTs viel RAM beanspruchen, sollte man einen Rechner mit entsprechend viel RAM benutzen.
Die Alternative besteht darin, auf diese Instrumentenbänke zu verzichten und für jedes Preset in der Orgel ein passendes Preset in Kontakt zu erstellen. Beispiel: ich mache ein Orgelpreset, in dem ich für OM1 und UM1 jeweils ein VST-Instrument verwenden will, die restlichen Sounds stammen alle aus der Orgel. Ich wähle eine Trompete für OM1 und Streicher für UM1. In der Orgel habe ich eine ähnliche Soundpresetliste wie oben angegeben, in der als Soundname jeweils nur "1", "2" usw. bis 128 steht (oder im Zweifelsfall gar nichts, da die Soundnummer eh nur als Platzhalter dient). Aus dieser Liste wähle ich einen Platzhalter für OM1 und einen Platzhalter für UM1. Dann mache ich auch in Kontakt ein Preset, z.B. mit dem gleichen Namen, in dem ich die zwei gewünschten Sounds wähle – also Trompete und Streicher - und den entsprechenden Midikanälen für OM1 und Um1 zuordne. Man lädt das Preset in der Orgel und parallel das dazugehörige Preset in Kontakt.
Der Vorteil: man muss sich um die ganzen Soundlisten keinen Kopf machen. Wenn man will, kann man sogar im Kontaktpreset für den einen Sound auf OM1 zehn Instrumente laden, die man dem gleichen Midikanal zuordnet und die dann allesamt als Layer gespielt werden können (soweit das Sinn ergibt und keinen Klangmatsch, es sollte ja nur ein Beispiel sein). Man „verbraucht“ dazu aber nur einen Part der Orgel!
Nachteil: man muss immer parallel in der Orgel und in Kontakt laden. Das Laden in Kontakt kann dauern, wenn das VST-Instrument z.B. viel RAM braucht. Dann gehen schon mal ein paar Sekunden ins Land, bis alles geladen ist, also ein schneller Wechsel innerhalb eines Musikstücks geht so nicht.
Man kann sein Preset in Kontakt aber so anlegen, dass es für mehrere Orgelpresets „ausreicht“. Beispiel: im Orgelpreset 1 verwende ich wie oben beschrieben je ein VST-Instrument auf OM1 (Trompete) und UM1 (Streicher), auf den anderen Parts nur orgeleigene Sounds. In Orgelpreset 2 verwende ich VST-Instrumente auf OM2 (Flöte) und UM2 (Chor), nicht aber auf OM1 und UM1. Diese vier Sounds (Trompete bis Chor) kann ich alle in EIN Kontaktpreset laden und den entsprechenden Midikanälen zuordnen. Wenn ich Orgelpreset 1 lade, sendet die Orgel ja nur auf den Midikanälen, die OM1 und UM2 entsprechen, wenn Orgelpreset 2 geladen ist, nur auf den Midikanälen, die OM2 und UM2 Parts entsprechen. Durch geschickte Anordnung von Orgelsounds und VST-Sounds kann ich so mit einem Preset in Kontakt mehrere Presets in der Orgel bedienen. Ist das klar geworden? Ist etwas schwierig zu erklären, wenn man nicht ewig lang schreiben will. Da eine Böhmorgel auf jedem Manual viele Parts haben kann (auch mehr als die ursprünglich vom Werk eingestellten Parts), kann man sich z.B. ein System überlegen, wonach die VST-Violinen immer auf OM1 gespielt werden, der Chor immer auf OM2, die Bläser immer auf OM3 usw. So kann ein gut geplantes Kontaktpreset für viele Orgelpresets verwendet werden.
Andere VST-Hersteller haben z.T. andere Formate (z.B. nutzt East-West die „Play-Engine“, Best Service teilweise die „Engine 2“ usw.). Es gibt auch sogenannte VST-Hosts, die VST-Instrumente verschiedener Hersteller laden können, unabhängig von ihrem Format. Ob sich diese VST-Hosts besser eignen als Kontakt, weiß ich nicht. Ich bin noch nicht dazu gekommen, sie auszuprobieren, das steht noch auf meiner Liste. Beim Halion 5, den Böhm in der Sound Cloud verwendet, geht es, wenn ich richtig verstanden habe, wohl komfortabel wie bei einem Roland Expander. Aber sicher nur mit den Halion 5-eigenen Sounds. Ich vermute mal, dass er Sounds im Kontaktformat oder anderen Formaten nicht lädt. Claus meinte, es sei auch ein anderer Host enthalten, aber wie komfortabel der ist, und welche Soundformate der laden kann, weiß ich nicht. Vielleicht kann Claus dazu was sagen, auch gern erst nach dem Frühlingsfest. Vielleicht hat Böhm ja einen Weg gefunden, die etwas umständliche Prozedur, die ich oben beschrieben habe, ganz zu umgehen.
Ich benutze derzeit viele VST-Instrumente, vor allem für Orchesterstimmen und Chorstimmen. Um einige Firmen zu nennen: Spitfire Audio ist eine Firma mit tollen VSTs – aber leider nicht ganz billig. Für den Orgelspieler am ehesten interessant ist ihre Albionreihe, in der es jeweils Streicher, Blechbläser, Holzbläser sowie Rhythmusloops und Synthiklänge gibt. Albion One z.B. für epische Stücke, Albion 2 = Loegria für eher kammermusikalische Besetzung mit wunderbar sanften Streichern. Die kann man ganz gut live spielen. Anhören kann man sich das alles bei youtube oder auf der Homepage der Firma. 8dio hat eine ganz gute Reihe von VSTs herausgebracht, darunter auch viele Vocalbibliotheken. Viele VST-Bibliotheken sind instrumentenspezifisch aufgenommen: man findet z.B. die Violinen, als Legato, Spiccato, Staccato, Marcato, Pizzikato usw. aufgenommen. Das gleiche dann für Violen, Celli usw. Project Sam hat mit der Symphobiareihe Neuland betreten. Hier wurden die Orchesterinstrumente nicht strikt getrennt aufgenommen, sondern als fertige Kombinationen, wie sie typischerweise in Filmmusik eingesetzt werden. Beispiel: tiefe Streicher und Blechbläser zusammen für epische Klänge a la Hans Zimmer, oder Klarinette als Staccato mit Klavier und Pizzikatostreichern für Tom&Jerry Cartoons. Orchestral Tools (aus Berlin, „Berlin Strings“, „Metropolis Ark“) oder Chris Hein (aus Köln, Chris Hein Brass, Woodwinds usw.), Best Service sind deutsche Top-Produzenten von VST-Instrumenten. Es gibt aber so viele Hersteller, dass ich sie hier nicht alle nennen kann, auch sehr viele kleine Unternehmen. Einige scheinen es sogar als Nebenbeschäftigung zu machen. Die Preise liegen zwischen 100 und ein paar tausend Euro für eine Bibliothek, je nach Hersteller, Umfang und Qualität. Aber Vorsicht: nicht jede VST-Bibliothek ist live gut spielbar. Wer sich einen Überblick verschaffen will, sollte nach den oben genannten Bibliotheken „googeln“ und sich Demos auf Youtube anhören. Vielleicht mache ich auch mal ein paar Demos wie ich das einsetze, ich habe aber im Moment leider wenig Zeit.
So, das soll es fürs erste Mal sein. Mehr vielleicht in Kürze. Stellt Eure Fragen einfach ein, was ich kann, werde ich beantworten. Oder auch andere, die vielleicht mehr wissen als ich.
Und immer fleißig Musik machen, egal, ob mit VSTs oder nicht!
Gruß, Frank.