VST Instrumente an der Böhm

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frank_m
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VST Instrumente an der Böhm

Beitrag von frank_m »

Hallo,
aufgrund meiner Beiträge in einem anderen Teil des Forums, haben mich einige per PN angeschrieben und nach VSTs gefragt. Ich dachte mir, da ein gewisses Interesse zu bestehen scheint, könnten wir vielleicht auch einen eigenen „Faden“ aufmachen, bevor ich alles fünf Mal privat beantworte (ich stehe aber natürlich auch gern für private Nachrichten zur Verfügung). Ich möchte betonen, dass ich kein Experte zum Thema VSTs bin, aber, da ich mich bisher als einziger „geoutet“ habe, fange ich mal an. Vielleicht will sich ja anschließend noch jemand mit etwas VST Erfahrung zu dem Thema äußern. Vielleicht kann auch Claus noch etwas mehr zum Thema Sound Cloud sagen. Vielleicht stirbt dieser Faden auch an mangelndem Interesse, wer weiß?

Ich selbst verwende als Rechner einen Alienware Laptop mit 32 GB RAM, Windows 7 Ultimate. Als Interface nutze ich eine externe Soundkarte, die „Komplete Audio 6“ von Native Instruments. Sie dient als Midi- und als Audio-Interface. Den Ausgang des Interfaces kann man in die Eingänge der Orgel einstöpseln oder via Mischpult mit dem Ausgang der Orgel mischen.

Die meisten VSTs, die ich verwende, sind im Kontaktformat. Kontakt ist ein Sampleplayer der Firma Native Instruments und viele Fremdfirmen bieten ihre VST-Instrumente in diesem Format an. Man kann sie alle in Kontakt öffnen, egal von welcher Firma sie stammen. Ich kann so VSTs verschiedenster Anbieter allesamt aus einem Programm heraus, nämlich Kontakt, verwenden.

Sounds aus Expandern (vor allen Dingen Roland, z.B. Integra 7) in die Böhm Orgel einzubinden, ist im Prinzip nicht so schwer (ich weiß das nur für die aktuelle Orgelgeneration wie Overture oder Sinfonia; bei älteren Modellen könnte das anders sein). Roland liefert z.B. bei seinen Expandern Listen mit, in denen für jeden Sound eine MSB und LSB Nummer, sowie eine Soundnummer angegeben ist. Man legt in der Orgel eine Soundpresetliste an, in die man für jeden Sound diese Zahlen eintippt. Damit kann man dann den Sound einfach anwählen und ihn auf jeden Part der Orgel legen (z.B. OM 1, UM3, Pedal 2 oder wie auch immer). Die Orgel betrachtet die externen Sounds wie eigene Sounds. Sehr einfach und komfortabel.

Bei Kontakt geht es scheinbar nicht so einfach. In Kontakt gibt es die Möglichkeit, eine "Instrumentenbank" anzulegen. Das ist auch eine Soundliste mit bis zu 128 Sounds, die man aus all seinen Kontakt-VST-Sounds auswählen kann. Diese Instrumentenbank wird einem Midikanal, z.B. 1, zugeordnet. In der Orgel entspricht dieser Kanal z.B. OM Part 1. In der Orgel lege ich wieder eine Soundpresetliste an, in die ich die Namen dieser 128 Sounds eintippe. Bei MSB und der Soundnummer gebe ich 129 ein, bei LSB 1. Auf Seite 3 der Soundpresetliste gebe ich ein, dass die gespielten Noten nach außen (über den Midiausgang) geschickt werden sollen. So kommt das Midisignal in den Rechner und damit in Kontakt.

Wenn ich jetzt in der Orgel in OM Part 1 (= Midikanal 1) z.B. Sound 25 aus dieser Soundpresetliste wähle, sendet die Orgel den Befehl an Kontakt, den 25. Sound in der Instrumentenbank, die für Midikanal 1 zuständig ist, anzuwählen. Dieser Sound wird dann per Midi gespielt. Ich kann diesen Sound aber nur auf OM Part 1 spielen, weil in unserem Beispiel nur dieser Part in der Orgel Midikanal 1 verwendet und weil die Instrumentenbank nur für Midikanal 1 gilt. Für die anderen Parts der Orgel, die ja auf anderen Midikanälen senden, muss ich jeweils eine eigene Instrumentenbank in Kontakt anlegen. Das wäre nicht das Problem, man könnte die Bank beliebig oft öffnen und jedes Mal einfach einen neuen Midikanal eintragen. Das Problem ist, dass Kontakt für diese Arbeit nicht optimal ausgelegt zu sein scheint. Kontakt scheint eine sehr aufwändige und komplizierte Verknüpfung der Instrumentenbank mit den entsprechenden Sounds, die eingetragen sind, zu erstellen. Deshalb dauert es Ewigkeiten, bis Kontakt mehrere dieser Instrumentenbanken geladen hat und es nimmt scheinbar unglaublich viel RAM in Anspruch. Kurz, wenn man z.B. 16 dieser Instrumentenbanken laden will, um 16 Midikanäle der Orgel zu versorgen, dauert es ewig oder der Rechner hängt sich auf. Mit dieser Methode verwende ich VSTs deshalb nur auf wenigen Parts der Orgel. Auf den anderen Parts spiele ich die orgeleigenen Sounds oder Sounds aus dem Integra. Vorteil der Methode mit Instrumentenbank: die 128 VST-Instrumente, die in der Instrumentenbank sind, werden alle ins RAM geladen und stehen danach alle zur Verfügung. Da viele VSTs viel RAM beanspruchen, sollte man einen Rechner mit entsprechend viel RAM benutzen.

Die Alternative besteht darin, auf diese Instrumentenbänke zu verzichten und für jedes Preset in der Orgel ein passendes Preset in Kontakt zu erstellen. Beispiel: ich mache ein Orgelpreset, in dem ich für OM1 und UM1 jeweils ein VST-Instrument verwenden will, die restlichen Sounds stammen alle aus der Orgel. Ich wähle eine Trompete für OM1 und Streicher für UM1. In der Orgel habe ich eine ähnliche Soundpresetliste wie oben angegeben, in der als Soundname jeweils nur "1", "2" usw. bis 128 steht (oder im Zweifelsfall gar nichts, da die Soundnummer eh nur als Platzhalter dient). Aus dieser Liste wähle ich einen Platzhalter für OM1 und einen Platzhalter für UM1. Dann mache ich auch in Kontakt ein Preset, z.B. mit dem gleichen Namen, in dem ich die zwei gewünschten Sounds wähle – also Trompete und Streicher - und den entsprechenden Midikanälen für OM1 und Um1 zuordne. Man lädt das Preset in der Orgel und parallel das dazugehörige Preset in Kontakt.
Der Vorteil: man muss sich um die ganzen Soundlisten keinen Kopf machen. Wenn man will, kann man sogar im Kontaktpreset für den einen Sound auf OM1 zehn Instrumente laden, die man dem gleichen Midikanal zuordnet und die dann allesamt als Layer gespielt werden können (soweit das Sinn ergibt und keinen Klangmatsch, es sollte ja nur ein Beispiel sein). Man „verbraucht“ dazu aber nur einen Part der Orgel!
Nachteil: man muss immer parallel in der Orgel und in Kontakt laden. Das Laden in Kontakt kann dauern, wenn das VST-Instrument z.B. viel RAM braucht. Dann gehen schon mal ein paar Sekunden ins Land, bis alles geladen ist, also ein schneller Wechsel innerhalb eines Musikstücks geht so nicht.
Man kann sein Preset in Kontakt aber so anlegen, dass es für mehrere Orgelpresets „ausreicht“. Beispiel: im Orgelpreset 1 verwende ich wie oben beschrieben je ein VST-Instrument auf OM1 (Trompete) und UM1 (Streicher), auf den anderen Parts nur orgeleigene Sounds. In Orgelpreset 2 verwende ich VST-Instrumente auf OM2 (Flöte) und UM2 (Chor), nicht aber auf OM1 und UM1. Diese vier Sounds (Trompete bis Chor) kann ich alle in EIN Kontaktpreset laden und den entsprechenden Midikanälen zuordnen. Wenn ich Orgelpreset 1 lade, sendet die Orgel ja nur auf den Midikanälen, die OM1 und UM2 entsprechen, wenn Orgelpreset 2 geladen ist, nur auf den Midikanälen, die OM2 und UM2 Parts entsprechen. Durch geschickte Anordnung von Orgelsounds und VST-Sounds kann ich so mit einem Preset in Kontakt mehrere Presets in der Orgel bedienen. Ist das klar geworden? Ist etwas schwierig zu erklären, wenn man nicht ewig lang schreiben will. Da eine Böhmorgel auf jedem Manual viele Parts haben kann (auch mehr als die ursprünglich vom Werk eingestellten Parts), kann man sich z.B. ein System überlegen, wonach die VST-Violinen immer auf OM1 gespielt werden, der Chor immer auf OM2, die Bläser immer auf OM3 usw. So kann ein gut geplantes Kontaktpreset für viele Orgelpresets verwendet werden.

Andere VST-Hersteller haben z.T. andere Formate (z.B. nutzt East-West die „Play-Engine“, Best Service teilweise die „Engine 2“ usw.). Es gibt auch sogenannte VST-Hosts, die VST-Instrumente verschiedener Hersteller laden können, unabhängig von ihrem Format. Ob sich diese VST-Hosts besser eignen als Kontakt, weiß ich nicht. Ich bin noch nicht dazu gekommen, sie auszuprobieren, das steht noch auf meiner Liste. Beim Halion 5, den Böhm in der Sound Cloud verwendet, geht es, wenn ich richtig verstanden habe, wohl komfortabel wie bei einem Roland Expander. Aber sicher nur mit den Halion 5-eigenen Sounds. Ich vermute mal, dass er Sounds im Kontaktformat oder anderen Formaten nicht lädt. Claus meinte, es sei auch ein anderer Host enthalten, aber wie komfortabel der ist, und welche Soundformate der laden kann, weiß ich nicht. Vielleicht kann Claus dazu was sagen, auch gern erst nach dem Frühlingsfest. Vielleicht hat Böhm ja einen Weg gefunden, die etwas umständliche Prozedur, die ich oben beschrieben habe, ganz zu umgehen.

Ich benutze derzeit viele VST-Instrumente, vor allem für Orchesterstimmen und Chorstimmen. Um einige Firmen zu nennen: Spitfire Audio ist eine Firma mit tollen VSTs – aber leider nicht ganz billig. Für den Orgelspieler am ehesten interessant ist ihre Albionreihe, in der es jeweils Streicher, Blechbläser, Holzbläser sowie Rhythmusloops und Synthiklänge gibt. Albion One z.B. für epische Stücke, Albion 2 = Loegria für eher kammermusikalische Besetzung mit wunderbar sanften Streichern. Die kann man ganz gut live spielen. Anhören kann man sich das alles bei youtube oder auf der Homepage der Firma. 8dio hat eine ganz gute Reihe von VSTs herausgebracht, darunter auch viele Vocalbibliotheken. Viele VST-Bibliotheken sind instrumentenspezifisch aufgenommen: man findet z.B. die Violinen, als Legato, Spiccato, Staccato, Marcato, Pizzikato usw. aufgenommen. Das gleiche dann für Violen, Celli usw. Project Sam hat mit der Symphobiareihe Neuland betreten. Hier wurden die Orchesterinstrumente nicht strikt getrennt aufgenommen, sondern als fertige Kombinationen, wie sie typischerweise in Filmmusik eingesetzt werden. Beispiel: tiefe Streicher und Blechbläser zusammen für epische Klänge a la Hans Zimmer, oder Klarinette als Staccato mit Klavier und Pizzikatostreichern für Tom&Jerry Cartoons. Orchestral Tools (aus Berlin, „Berlin Strings“, „Metropolis Ark“) oder Chris Hein (aus Köln, Chris Hein Brass, Woodwinds usw.), Best Service sind deutsche Top-Produzenten von VST-Instrumenten. Es gibt aber so viele Hersteller, dass ich sie hier nicht alle nennen kann, auch sehr viele kleine Unternehmen. Einige scheinen es sogar als Nebenbeschäftigung zu machen. Die Preise liegen zwischen 100 und ein paar tausend Euro für eine Bibliothek, je nach Hersteller, Umfang und Qualität. Aber Vorsicht: nicht jede VST-Bibliothek ist live gut spielbar. Wer sich einen Überblick verschaffen will, sollte nach den oben genannten Bibliotheken „googeln“ und sich Demos auf Youtube anhören. Vielleicht mache ich auch mal ein paar Demos wie ich das einsetze, ich habe aber im Moment leider wenig Zeit.

So, das soll es fürs erste Mal sein. Mehr vielleicht in Kürze. Stellt Eure Fragen einfach ein, was ich kann, werde ich beantworten. Oder auch andere, die vielleicht mehr wissen als ich.

Und immer fleißig Musik machen, egal, ob mit VSTs oder nicht!
Gruß, Frank.

vesuvio

Re: VST Instrumente an der Böhm

Beitrag von vesuvio »

interessanter Beitrag, vielen Dank dafür

Wolfgang
Beiträge: 287
Registriert: 15.11.2007, 21:24
Wohnort: 28309 Bremen

Re: VST Instrumente an der Böhm

Beitrag von Wolfgang »

Hallo Frank
Danke für Deine ausführlichen und interessanten VST Info's.
So etwas ähnliches, habe ich vor einiger Zeit mit der B4 Software Orgel von Native Instruments gemacht.Da hatte ich eine Soundpreset Bank geschrieben und mit dieser Bank ließen sich dann von der 250CT aus,die 120 Soundpresets der NI B4 anwählen.
Zum kennenlernen und um die möglichkeiten der VST Instrumente auszuprobieren,habe ich mir einen kostenloses Mini VST-Host und ebenfalls kostenlose VST Plugins aus dem Netz geladen.
Das ganze funktioniert über Midi auch von der Orgel aus.Wie diese "einfachen"VST's in einer Orgel Soundpreset Datei eingebunden werden,und auch ohne Monitor funktionieren entzieht sich meiner Kenntniss.
Vom simplen PC und kostenlosen VST Host und Plugins kann auch ich nicht erwarten,daß es so einfach geht.
Lassen wir uns überraschen was Keyswerk für ein Konzept vorstellt und wie es funktioniert.

Gruß
Wolfgang
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Zuletzt geändert von Wolfgang am 22.04.2016, 06:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Böhmi
Beiträge: 11
Registriert: 12.01.2007, 14:54

Re: VST Instrumente an der Böhm

Beitrag von Böhmi »

Hallo Frank

Herzlichen Dank für Deine Bemühungen und diesen spannenden "Faden"!
Der Hase liegt also wohl im VST-Host begraben, was die einfache Anwendbarkeit betrifft.
Bin gespannt wie das die Keyswerkler gelöst haben.

Liebe Grüsse
Böhmi

frank_m
Beiträge: 117
Registriert: 18.03.2012, 12:54

Re: VST Instrumente an der Böhm

Beitrag von frank_m »

Hallo,
ich war am Freitag und Samstag in Bückeburg auf dem Frühlingsfest. Dabei habe ich mir natürlich auch das neue Cloud Studio angesehen. Im Prinzip funktioniert es wie folgt.

Das Cloud Studio basiert auf einem kleinen Rechner mit schnellem Prozessor, 32 GB RAM und 1 TB SSD, Windows 8. Bei den Overtures muss er aus Platzgründen untergebaut oder sonstwie extern eingeplant werden, in die großen Orgeln passt er rein und kann intern verbaut werden. In diesem Fall wird alles intern verdrahtet. Die Midi-Signale werden von der Orgel abgenommen und an den Rechner weitergeleitet. Die Audio-Signale des Rechners werden durch ein Interface geschleust und direkt in den Crystalmixer eingespeist. Vom Rechner werden Anschlüsse nach außen gelegt für den Monitor und USB.
Der Touch-Monitor kann in den Notenhalter eingebaut werden, kann aber auch separat stehen. Da ist Böhm wie gewohnt flexibel und wird sich, soweit es geht, nach den Kundenwünschen richten.
Im Rechner gibt es einen VST-Host, das ist wohl das von Hermann Seib entwickelte Programm, das vielleicht einige schon mal gehört haben. Dieses Programm ist sozusagen die Verteilerzentrale. Es schickt die von der Orgel kommenden Midi-Signale an die verschiedenen VST-Instrumente weiter. Derzeit sind folgende VST-Instrumente eingeplant:
a) Hauptwerk, ein VST für Kirchenorgeln. Es muss aufgrund seines Designs von dem Touch-Monitor aus gesteuert werden. Für Kirchenorgelfreunde gibt es mehrere Orgeln zur Auswahl, die überall in der Welt in großen Kirchen aufwändig aufgenommen wurden. Diese müssen aber zusätzlich erworben werden, in der Grundversion wird von Hauswerk nur eine relativ einfache Orgel mitgeliefert.
b) Steinberg „The grand“, ein VST für Klaviersounds (Steinberg, Bösendorfer, im Originalpaket auch noch Yamaha C7, den haben wir aber nicht gehört, ich nehme aber an, er ist enthalten). Sie klingen gut und werden auch auf der professionellen Ebene oft genutzt.
c) Steinberg Halion 5, ein Sampleplayer mit ca. 2.800 Sounds. Mehr dazu unten.

Es wurde bei der Demo großen Wert darauf gelegt, dass die Sounds ohne Latenzen geladen werden. Das liegt daran, dass sie beim Starten des Rechners automatisch in das RAM geladen werden und dann dort zur Verfügung stehen. Ein Laden zu dem Zeitpunkt, an dem sie z.B. bei einem Presetwechsel angewählt werden, würde bei vielen Sounds aufgrund der großen Datenmenge zu Latenzen führen. Weiterhin wurde betont, dass das Cloud Studio Amadeus und das Betriebssystem der Orgel nicht ersetzen soll. Es dient lediglich als neues Modul, in dem Sounds angewählt werden. Die Verwaltung der Orgelsounds, die Steuerung der Orgel usw. bleiben unverändert. Eine weitere Möglichkeit wird darin bestehen, Notenmaterial (pdf, jpg) auf dem Monitor darzustellen. Dieses Notenmaterial soll in einer Cloud gespeichert und verwaltet werden können. Für das Spielen auf der Orgel ist aber keine Internetzugang zu einer Cloud notwendig! Weiterhin soll es möglich sein, Presets in der Orgel mit bestimmten Notendaten zu verknüpfen, sodass beim Laden eines Presets automatisch die Noten zum Stück geladen werden. Lieferbar soll das System ab Juni sein. Auf weitere Details verzichte ich hier.

Wie ich in einem vorherigen Beitrag schon mal geschrieben habe, lassen sich VST Instrumente in der Regel nicht so einfach in die Orgelverwaltung einbinden. Man wünscht sich ja, dass man alle Sounds des Halion 5 so anwählen kann, als wären es orgeleigene Klänge. Das geht auch bei dem Halion so erstmal nicht. Hier hat Böhm für das Cloud Studio eine Software entwickelt, die das ermöglicht. Für den Kunden werden 2 Soundpresetlisten a 128 Sounds „vorgemappt“ und in der Orgel abgespeichert. Das heißt, man kann die Sounds wie gewohnt anwählen und sie werden aus dem Halion abgerufen. Beim Anwählvorgang „merkt der Kunde gar nicht“, dass dabei das Cloud Studio und der Halion bemüht werden. Eine weitere Soundpresetliste mit 128 leeren Plätzen wird vorgefertigt. Man kann dann die anderen 2500 Sounds aus dem Halion nach Belieben durchprobieren und seine Auswahl in diese Bank eintragen.

Wie klingen die Sounds? Natürlich konnte man nicht alle 2500 Sounds des Halion 5 anhören. Claus hatte einige ausgewählt und angespielt, darunter z.B. schöne Trompeten, E-Gitarren und diverse Synthesizersounds. Die haben z.T. ein ausgeprägtes Eigenleben in dem Sinne, dass sich der Sound entwickelt, z.B. in Form von Argeggien. Für die Experten besteht auch die Möglichkeit, eigene Samples in den Halion einzuladen und dort zu Sounds zu verarbeiten. Aber dazu sind schon ein paar Kenntnisse auf dem Gebiet notwendig. Die Sounds aus dem Halion sind eine gute Ergänzung zum Amadeus. Wir haben auf die Schnelle noch ein paar andere Sounds angehört. Und da ist es wie immer: da spielen der Geschmack und die Erwartungshaltung eine Rolle. Der Halion 5 ist ein Sampleplayer mit vernünftiger Qualität, und viele Sounds bieten etwas, was man so in der Orgel nicht findet. Aber nicht in jedem Fall klang ein Sound in meinen Ohren besser, als vergleichbare Sounds aus Amadeus. Aber bei 2800 Sounds kann das nur eine Stichprobe sein. Warten wir auf Demos von Claus.

Lohnt sich das System? Auch wenn keine fertigen Preise genannt wurden, wurden doch Andeutungen in Richtung der 5000 Euro Marke gemacht, inklusive Einbau im Werk. Das ist eine andere Größenordnung als ein Stylepaket, das man sich mal eben so dazu kauft. Allerdings sollte man zwei Punkte bedenken: erstens schafft man so etwas nicht mit einem Rechner für 300 Euro. Die Hardware und Software kosten schon einen ganzen Batzen. Zweitens könnte man sich die Einzelkomponenten zwar selbst besorgen, aber es bliebe das eigentliche, wesentliche Problem: die komfortable Einbindung in die Orgel. Böhm hat diese Einbindung entwickelt und viel Zeit und Geld in diese Entwicklung gesteckt. Deshalb: Gratulation zum Cloud Studio! Ich finde es wirklich lobenswert, dass Böhm diesen Schritt unternommen hat. Die Nutzung von VSTs wird in der Zukunft immer wichtiger werden und man darf diesen Anschluss nicht verpassen. Böhm hat das erkannt und hat mit seinem Cloud Studio und dem Halion 5 eine gute Basis für die Zukunft geschaffen. Der Halion bot sich an, weil er von seinen Midimöglichkeiten her (bis zu 64 Midikanäle gleichzeitig) besonders gut zum Midimanagement der Böhmorgel passte. Es war ein erster, guter, wichtiger und richtiger Schritt und Böhm hat damit die Nase vorn - und vor allem die Chance, mit einem weiteren Schritt die Konkurrenz wirklich um Längen abzuhängen.

Und weil Böhm dafür bekannt ist, Kundenmeinungen anzuhören und wir hier in einem Nutzerforum sind, sage ich mal, was ich denke. Die meisten auch live gut nutzbaren VSTs funktionieren auf der Basis von Kontakt. Damit meine ich natürlich nicht die Kontakt-Bibliothek, die der Hersteller Native Instruments zu Kontakt mitliefert. Die bietet vor allem Brot-und-Butter-Klänge. Ich meine Spezialbibliotheken von Native Instruments und vor allem die kontaktbasierten VSTs von Drittanbietern wie Spitfire Audio, Project Sam, Orchestral Tools, Cinesamples, Soundiron, 8dio und wie sie alle heißen. Das sind z.T. wirkliche Goldgruben. Bei Nachfragen meinerseits war zu hören, dass man es vielleicht versuchen würde, auch kontaktbasierte VSTs einzubinden. Nun, ich hoffe sehr, dass es nicht beim Nachdenken und beim Versuch bleibt. Natürlich kann Böhm nicht versuchen, alle Formate einzubinden, dafür gibt es zu viele. Aber Kontakt ist meiner Meinung nach wirklich essentiell und würde einen richtigen Quantensprung bedeuten, der alle Konkurrenten wirklich alt aussehen ließe. Natürlich kann ich hier nur meine bescheidene eigene Meinung kund tun. Aber so ganz weltfremd scheint die nicht zu sein. Ich habe lange mit Mark Whale gesprochen und ich denke, Böhm weiß, was seine Meinung wert ist ….

So, schon wieder ein Monsterbeitrag. Aber ich hoffe, er war für den Einen oder Anderen interessant.

Und immer schön die Tasten drücken – vor allem die Schwarzen und Weißen! Gruß, Frank.
Zuletzt geändert von frank_m am 17.04.2016, 17:44, insgesamt 1-mal geändert.

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Claus Riepe
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Re: VST Instrumente an der Böhm

Beitrag von Claus Riepe »

Hallo Frank!

prima Bericht, da brauche ich praktisch nichts mehr ergänzen. :) Danke dir!
Ich baue später mal einen extra Thread zum Cloud Studio hier ins Forum, dann können wir dort alles zusammenführen zu diesem Thema.
Was Kontakt angeht: das ist auf jeden Fall auch eine interessante Sache, und da werde ich sicher auch mal mit experimentieren. Letztlich ist das System ja für alled offen. :)

Noch zu den Preisen: Wie von Frank schon angedeutet, wird das Gesamtsystem irgendwo im 5000,- Euro Bereich liegen, wahrscheinlich eher knapp darüber als darunter. Variationen werden sich im Einzelfall natürlich aufgrund von individuellen Hardwareumfängen (z.B. hinsichtlich der Displayintegration bei vorhandenen bzw. ggf. zu tauschenden Notenständervarianten, es hat z.B. schon jemand einen mit zwei Touchdisplays geordert) oder eben auch durch unterschiedliche Software Konfigurationen ergeben. Jemand, dem es vor allen auf Hauptwerk ankommt, der wird vielleicht auf Halion gar keinen Wert legen).
Das ist natürlich Geld, aber eine eine sehr faire Kalkulation für das Gesamtpaket. Man beachte, was mancherorts z.B. "nackte" Hauptwerk Rechnersysteme kosten.

Die Touchdisplays mit 17,4" Größe werden übrigens exklusiv für Böhm gefertigt und sind so nicht auf dem freien Markt erhältlich. Die Standardtypen erwiesen sich alle als zu klobig unf schwer für einen Einbau in die Holznotenständer.

Der Lieferbeginn ist für Juni geplant, Einbauten erfolgen auf jeden Fall im Werk bzw. beim Händler und nicht vor Ort beim Kunden, da es doch einiges an Aufwand ist.

Viele Grüße,

Claus
digital:
SEMPRA SE100 / SE10DB
Overture stage
analog:
Böhm Professional 2000
Böhm DnT - Original Ady Zehnpfennig
Böhm CnT/L

frank_m
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Re: VST Instrumente an der Böhm

Beitrag von frank_m »

Lieber Claus, danke für das Lob. Ich werde daran erinnern, wenn wir beim Kauf einer Sound Cloud in die Rabattverhandlungen eintreten! :D
Gruß, Frank.

Horst
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Re: VST Instrumente an der Böhm

Beitrag von Horst »

Hallo Frank,

großes Lob!! Ein toller Bericht!!

Gruß
Horst

vesuvio

Re: VST Instrumente an der Böhm

Beitrag von vesuvio »

in der Tat ein sehr schöner, aussagekräftiger und objektiver Bericht, der meine Fragen zum grössten Teil beantwortet hat.

ksc3000
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Re: VST Instrumente an der Böhm

Beitrag von ksc3000 »

Hallo liebe Böhmianer,
ich arbeite auch mit VST-Instrumenten an meinem Böhm-Expander. Um die Problematik der verschiedenen Play-Engines der Hersteller zu umgehen, verwende ich als VST-Host FORTE von Brainspawn. In diesen VST-Host können alle VST-Instrumente in Playlisten angelegt werden. Nicht aufgerufene Instrumente verbrauchen kaum RAM im REchner. Die "Forte-Instrumente", die im REgelfall durch mehrere MidiParts meines Expanders angesprochen werden, werden durch eine Komplettregistrierung in meinem Böhm-Expander aufgerufen (wie eine Liederliste). Auch hier dauert das Laden der einzelnen Instrumente durchaus ein bis 2 Sekunden, das stört aber im REgelfall nicht (Wer startet schon sofort nach der Progrmmauswahl mit dem Stück). Meine Böhm-Registrierungen werden durch ATMO-Byte aufgerufen und können dann auch am Laptop mit Noten ausgestattet werden. Zusätzlich steuere ich mit dem Expander auch noch den Roland bk7m an, der mir viele Styles liefert.

Die Vorteile dieser Konfiguration sind:
Die besten Sounds aus allen Welten vereint spielbar auf der Böhmorgel.
Der Nachteil dieser Konfiguration ist:
Spontan geht nicht viel. Hier spiele ich dann doch lieber einen guten Klaviersound auf dem ungesplitteten Untermanual.

Ich bin wirklich gespannt auf die Böhm-Variante mit Sound-Cloud.
Vielleicht liefert Böhm ja auch die Software (wenn die Hardware wie bei mir bereits vorhanden ist) alleine aus?

Gruß
Friedbert

frank_m
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Re: VST Instrumente an der Böhm

Beitrag von frank_m »

Hallo,
erst Mal vielen Dank für die positiven Rückmeldungen. Immerhin ist das seit langem mal wieder ein Gesprächsfaden im Forum, der nicht nach dem zweiten Eintrag abstirbt. Insbesondere bin ich froh, Erfahrungen von jemandem zu lesen, der auch VSTs benutzt. Über FORTE habe ich mal kurz gelesen, aber es noch nie verwendet. Da man eine Demoversion kostenlos verwenden kann, sollte ich es vielleicht mal herunterladen.

An Friedbert:
1. Du schreibst, dass alle VST-Instrumente in Playlisten angelegt werden. Wenn ich das richtig verstehe, meinst Du damit das, was in FORTE "Scene" genannt wird? Das entspräche ja im Prinzip einem Preset, in dem nur die VST Sounds geladen sind, die aktuell in diesem Preset verwendet werden. Beim Umschalten zu einer anderen Scene werden andere Sounds geladen.
2. Wenn ich Dich richtig verstehe, gibt es nicht die Möglichkeit, aus einem VST-Instrument eine Liste mit Sounds auszuwählen, die ständig ins RAM geladen werden, so wie ich das für das Cloud Studio beschrieben habe. Oder?
3. Hast Du Erfahrung mit anderen VST-Hosts, z.B. Cantabile?
Gruß, Frank.

frank_m
Beiträge: 117
Registriert: 18.03.2012, 12:54

Re: VST Instrumente an der Böhm

Beitrag von frank_m »

Hallo Wolfgang,
Du schreibst, Du hättest die Sounds der B4 über eine Soundpresetliste ausgewählt. Wie hast Du diese Verknüpfung gemacht? Du musst ja irgendwie in die Soundpresetliste eintragen, welchen Sound Du anwählen willst. Kannst Du darüber noch was sagen?
Danke, Frank.

ksc3000
Beiträge: 18
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Re: VST Instrumente an der Böhm

Beitrag von ksc3000 »

Hallo Frank,

Ich habe nur Erfahrung mit Forte. Es ist richtig, dass für jedes Lied ein neues oder altes Preset aufgerufen wird. Je nach Menge der Sounds, kann das schon 2 - 3 Sekunden dauern. Über die Menge der möglichen Scenes (Presets) weiß ich gar nicht Bescheid . Letztlich nutze ich ja Amadeus und die VST Sounds gleichzeitig. Ich habe die mir wichtigen Sounds in Ca. 40 -50 Presets zusammengestellt, wobei dann über Upper1 das Forte Preset angewählt wird, das dann durchaus noch auf weiteren MidiKanälen weitere Sounds bereitstellt. Während eines Songs wähle ich kein neues Forte Preset aus sondern schalte Upper 1,2,3 etc nur über Registrationen (oder z.Bsp. über die Funktionstaster der Orgel) ein oder aus. Ich greife dann sowohl auf Kontakt, wie auch HalionSounds zurück, wobei letztere ziemlich lang zum Laden brauchen.
In Forte könnte man auch Instrumentenbänke von Kontakt laden, dann benötigt man aber richtig RAM und auch Zeit beim Laden

Gruß Friedbert

Wolfgang
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Re: VST Instrumente an der Böhm

Beitrag von Wolfgang »

Hallo Frank
Ein Experte bin ich gerade nicht.Da kennst Du Dich ja besser aus. :)
Es bleibt ja ziemlich gleich ob ein Hardware Expander zb.Ketron SD2 oder eine Software Orgel B4 von der Orgel ansteuert wird.Beides wird ja über Midi angesteuert.
Also habe ich mir die GM Bank 1 auf einer freien Soundpreset Bank zb.43 kopiert.Die Soundnamen der B4 habe ich mit dem Böhm Organizer eingetragen.
Vielmehr war da eigentlich nicht zu machen,ausser das der Eintrag im Soundpreset-Editor Seite 3"Für Alle" auf Eingang Master-Ausgang Midi gestellt wird.
Die B4 Sounds hatte ich bisher noch nicht in ein Preset eingebunden,sondern die Sounds Step by Step aus der Soundpresetbank weitergeschaltet.Es ist aber genau so gut möglich,diese in einem Globalpreset einzubinden.

Gruß
Wolfgang
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Zuletzt geändert von Wolfgang am 22.04.2016, 12:39, insgesamt 1-mal geändert.
2 X 280 CT mit Maxima 7art,
Ketron SD2 Soundmodul mit VSP Software,
Hammond XM-1 Modul + XMc-1Controller.
Keybits7 mit 2 X Opera Maxima art
Station two
CP1

frank_m
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Re: VST Instrumente an der Böhm

Beitrag von frank_m »

Hallo Wolfgang,
wie ich schon geschrieben habe, bin ich weit vom Stand eines Experten entfernt. Ich habe halt nur einiges ausprobiert und ich wollte die Möglichkeiten, die VSTs bieten, hier mal thematisieren, weil ich immer wieder feststelle, dass viele nur wenig Ahnung von den, wie ich finde, spannenden Möglichkeiten haben.

Ich war mir nicht mehr sicher, ob die B4 unter Kontakt läuft, oder nicht. Es sieht aber vom Screenshot her nicht so aus, sie ist wohl eigenständig und auch anders aufgebaut, als Kontakt. Die Liste mit den Registrierungen entspricht dann tatsächlich den Bankplätzen, die Du in der Soundpresetliste anwählen kannst. Insofern ist die Einbindung bei der B4 in der Tat relativ einfach.
Danke für die Information. Gruß, Frank.

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